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“Persönlich” Radio SRF Dec. 2012

Auf verschiedenen Wegen das Glück gefunden

BREMGARTEN        Aktualisiert am 31.12.12, um 10:13 von Jörg Baumann

Press Radio SRF

Robert Dubler (l.) und Fuada Hatkic im Gespräch mit dem Radiomoderator Christian Zeugin. BA

In der Radiosendung «Persönlich» gaben der Mohrenkopf-Fabrikant Robert Dubler und die bosnische Übersetzerin Fuada Haktic viel Privates preis. 

von Jörg Baumann


Eine gute Devise wählte der Mohrenkopf-Fabrikant Robert Dubler aus Waltenschwil für sein Leben aus: «Man muss viel Glück haben. Aber man darf nicht zu faul sein, es aufzulesen», meinte Dubler gestern in der beliebten Radiosendung von Radio SRF «Persönlich», die aus dem überfüllten Kellertheater Bremgarten ausgestrahlt wurde.



Der Konkurrenz getrotzt


Im Gespräch mit der Übersetzerin und Mediatorin Fuada Hatkic aus Schlieren und dem Moderator Christian Zeugin verriet Dubler nur einen Teil seines Geschäftsgeheimnisses: «Unser Mohrenkopf besteht aus Schaum, Zucker und viel Luft. Der Kontrast zur zartbitteren Schokoladenhülle verleiht ihm die nötige Spannung.» Als Kleinunternehmen konnte die 1946 vom Vater des heutigen Inhabers gegründete Mohrenkopffabrik seine Vorzugsstellung gegen eine nur scheinbar übermächtige internationale Konkurrenz behaupten, weil sich die Firma nie verzettelte. Sie blieb ihrem Nischenprodukt, dem Mohrenkopf, stets treu.



Über die Hälfte der Mohrenköpfe verkaufe er noch direkt ab Fabrik, betonte Dubler. «Am liebsten stehe ich selber am Schalter und bediene die Kundschaft», bekannte der Unternehmer, der schon mit 23 Jahren ins Geschäft einstieg. Gar nichts am Hut hat Dubler mit den beiden Grossverteilern. Er beliefert sie nicht. «Sie sind überhaupt nicht lieferantenfreundlich.» Die Machtkonzentration der Banken mache ihm schwer zu schaffen, erklärte Dubler. Ihre schief aufgestellte Buchhaltung könne ihn überhaupt nicht überzeugen. «Und die Politik spielt dieses Spiel noch mit.»



Neben seiner Arbeit als Chef der Mohrenkopffabrik führt Robert Dubler ein zweites Leben: als Autorennfahrer in Amerika. «Ich kann diesen Sport ausführen, weil ich auf mein kleines Team mit guten Freunden zählen darf», berichtete. «Ich verdiene nicht viel mit meinem Hobby. Aber es geht.» Am liebsten fahre er Rennen in der Nacht und wenn es regne. Auf seine Zukunft als Rennfahrer angesprochen, meinte Dubler: «Der Schauspieler Paul Newman fuhr noch mit 82 Jahren Rennen. Wenn ich im Kopf weiterhin klar bin und das Glück mir treu bleibt, gelingt mir das vielleicht auch.»



In der Not von Unkraut ernährt


Ganz anders verlief der Lebensweg von Fuada Hatkic. Sie erlebte als junge Mutter die Belagerung ihrer Heimatstadt in Bosnien durch die serbischen Truppen. «Viele von uns, auch ich, mussten um ihr Überleben kämpfen. Ich habe miterlebt, dass sich viele meiner Landsleute in ihrer Not auch von Unkraut ernähren mussten.» Die Übersetzerin gelangte schliesslich ans rettende Ufer in die Schweiz, wo sie sich wieder eine eigene Existenz aufbauen konnte. «Den Schweizer Pass habe ich allerdings noch heute nicht. Ich habe den blauen Flüchtlingspass behalten. Dieser gehört zu meinem Leben.»



(az Aargauer Zeitung)